Volkschor Rüdigheim begeistert mit Adventskonzert

Eigentlich sollte es das festliche Abschlusskonzert des 75-jährigen Vereinsjubiläums 2021 werden. Coronabedingt musste das Konzert jedoch im letzten Jahr kurzfristig abgesagt werden. Nun wurde es das Abschiedskonzert von Chorleiter Jens-Michael Heck, der nach der Winterpause den Taktstock nach fast 10 Jahren abgibt und wieder als aktiver Sänger tätig sein wird.

Die 37 Sängerinnen und Sänger eröffneten das 90minütige Konzert mit „Es ist ein Ros‘ entsprungen“. Im Anschluss begrüßte die 2. Vorsitzende Katharina Laubach stellvertretend für die erkrankte Vorsitzende Stefanie Schmehl die Konzertbesucher in der ausverkauften Rüdigheimer Kirche. Die weitere Moderation übernahm Heinrich Bastian mit interessanten Informationen zu den vorgetragenen Liedern. Schon bei dem folgenden „Vom Flügel eines Engels berührt“, begleitet von dem sehr einfühlsam agierenden Michael Hittel am Klavier, gelang es dem Chor, eine sehr besondere, festliche Stimmung in die Rüdigheimer Kirche mit ihrer wunderbaren Akustik zu bringen, bevor mit dem Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn-Bartholdy ein erster Höhepunkt erklang.

In der Coronapause 2021 probte der Rüdigheimer Chor in Online-Singstunden und erarbeitete sich die Komposition „Hymn to freedom“ des Jazzpianisten Oscar Peterson. Unterstützt vom Klavier und der Querflöte, gespielt von Jasmin Köhler, bewältigten die Sängerinnen und Sänger die rhythmischen Besonderheiten dieses Stückes hervorragend. Auch der Männerchor mit seinen beiden Liedvorträgen wusste anschließend sehr zu gefallen.

Als zentralen Mittelpunkt des Konzertes hatte Chorleiter Jens-Michael Heck die „Brieger Christnacht“ von Max Drischner ausgewählt. Am 1. Advent 1944 skizzierte Drischner dieses volkstümliche Weihnachtsoratorium und Dirigent Heck erarbeitete für den Volkschor Rüdigheim daraus eine eigene Fassung. In der sehr beeindruckenden Darbietung konnte besonders Pfarrer Daniel Geiss, aktiver Sänger beim Volkschor, mit seinem strahlenden Tenor als Evangelist beeindrucken. Seine Rezitative waren von besonderer Klarheit und wurden von Michael Hittel an der Orgel begleitet. Auch Jasmin Köhler überzeugte an der Querflöte, so dass nach 25 Minuten tosender Applaus in der Kirche erschallte.

Nach dieser sehr anspruchsvollen Darbietung kündigte Moderator Bastian noch drei musikalische Leckerbissen an. „Menschen, die ihr wart verloren“, hier sangen Susanne Würz (Sopran), Katharina Laubach (Alt) und Bernd Dröge (Tenor) die Solopassagen, „Night of silence“ und „Ave verum corpus“. Besonders ungewohnt war für viele Besucher sicherlich das sechsstimmige „Night of silence“. Vom Grunde sangen hier zwei Chöre gleichzeitig zwei verschiedene Lieder. Nämlich der vierstimmige Männerchor das deutsche „Stille Nacht“ und der zweistimmige Frauenchor die englische Kantate „Cold are the people“. Das Ergebnis war sehr beeindruckend.

Als weiterer musikalischer Höhepunkt muss sicherlich „Ave verum corpus“ von Mozart herausgestellt werden. Sehr feinsinnig und extrem differenziert gelang es dem Chor, einen großen Spannungsbogen aufzubauen, der erst mit den letzten Tönen von Orgel und Flöte beendet war. Am Ende eines sehr besonderen und außergewöhnlichen Konzertes erklang „Mille Cherubini in coro“ von Franz Schubert. Als Solisten sangen Miriam Föller (Sopran) und Daniel Geiss (Tenor).

Mit stehenden Ovationen honorierten die Konzertbesucher die hervorragende Leistung aller Mitwirkenden. Nachdem Katharina Laubach allen Teilnehmern gedankt hatte, übernahm am Ende überraschend die erkrankte Vorsitzende Stefanie Schmehl das Wort und verabschiedete den langjährigen Dirigenten Jens-Michael Heck mit einer Collage aller Sängerinnen und Sänger. Ein insgesamt sehr berührender Moment, bei dem nicht nur Stefanie Schmehl und Jens-Michael Heck ein paar Tränen vergossen. Man konnte hier erleben, was es heißt, Mitglied der Volkschor-Familie zu sein.

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